Beruf gelebt und geliebt

Wir freuen uns riesig das jetzt endlich der Artikel über die Übernahme in der Amberger Zeitung war. Wir hoffen Euch gefällt er genauso gut wie uns. Also liest ihn doch einfach selber, hier der Auszug davon….

Frisch frisiert – aber mit Tränen in den Augen steht die Kundin an der Kasse. So schwer fällt ihr der Abschied von ihrer Friseurin. Dabei ist der nicht für immer. Denn so ganz kann sich auch Christl Flierl noch nicht von ihrer Arbeit trennen.

Zu eng ist die Beziehung, die sie in 37 Jahren zu ihrer Kundschaft aufgebaut hat. Dennoch war es für Christl Flierl nun an der Zeit, ihren gleichnamigen Salon zu übergeben. Anna Kreuz ist seit Anfang des Jahres neue Inhaberin. Die 30-Jährige aus Freihung hatte zuvor bereits drei Jahre hier gearbeitet.

“Ein Friseur für die ganze Familie” lautete bei der Eröffnung vor fast 40 Jahren Flierls Slogan. “Und das ist heute noch so. Zu uns kommt nur, wer kommen will.” Viele ihrer Kunden begleitet die Friseurmeisterin deren Leben lang. Von der Kommunionfrisur über die Hochzeitsfrisur bis hin zum ersten Haarschnitt für den Nachwuchs – die Ambergerin ist immer dabei, teilt Freud und Leid.

Besonders nahe steht sie den älteren Frauen, die jede Woche zum Waschen und Legen kommen. “Das gibt es ja bei der jüngeren Generation gar nicht mehr.” Deshalb arbeitet Flierl für bestimmte Kunden auch noch weiter. “Ein paar Termine in der Woche mache ich noch. Ich habe meinen Beruf immer gelebt und geliebt.” Von heute auf morgen aufhören kommt für sie deshalb nicht in Frage.

Team bleibt

“Ich hab’s keine Stunde bereut”, sagt die 66-Jährige über ihren “Sprung ins kalte Wasser”, als sie im Amberger Stadtteil “Am Bergsteig” mit ihrem Mann ein Haus baute und im Erdgeschoss das Geschäft eröffnete. Hier ist ihre Heimat, aufgewachsen ist sie “gleich ums Eck”. Die Lage sei perfekt – mit kostenlosen Parkplätzen vor der Haustür. “Wir hatten und haben schon immer viele Nationalitäten hier am Bergsteig. Aber das gab nie Probleme”, erzählt Flierl. Mit ihren Kollegen in der Stadt hätte sie “niemals tauschen wollen”.

15 Jahre hatte sie bereits als Friseurin gearbeitet, bevor sie sich selbstständig machte. “Ich bin froh, dass Anna nun auch diesen Schritt wagt.” Die neue Inhaberin hat bereits seit 2008 ihren Meister und stammt aus einer Friseur-Familie. Ihre Mutter und ihre Schwester sind beide im selben Beruf tätig. Die Mutter hat sogar schon für Christl Flierl gearbeitet. “Ich kenne Frau Flierl schon seit meiner Geburt”, erzählt Kreuz. Genauso Karin Frings, sie arbeitet seit 35 Jahren im Salon und wird das auch weiterhin tun. Flierls Tochter Michaela ist ebenfalls hier angestellt und bleibt der neuen Chefin erhalten.

Schwierig sei es, Nachwuchs zu finden. Umso glücklicher sind Kreuz und Flierl, dass im Sommer ein neuer Lehrling seine Ausbildung im Salon beginnt. Als Obermeisterin der Friseur-Innung hat sich Flierl jahrelang für junge Leute eingesetzt. Engagiert habe sie ihre Lehrlinge all die Jahre auf Meisterschaften vorbereitet. Mit ihnen geübt, Kleidung und Styling ausgesucht. Im Prüfungsausschuss bleibt Flierl auch weiterhin. Überhaupt glaubt sie nicht, dass ihr im Ruhestand langweilig wird: “Wir stehen Anna weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem bin ich bei uns im Pfarrgemeinderat aktiv. Da kann man immer noch mehr machen.” So geht die 66-Jährige gerne als Besuchsdienst ins Krankenhaus.

Frischer Wind

Eine andere Herzensangelegenheit ist Flierl die Perückenberatung: Vorsichtig und sensibel, aber ehrlich müsse man hier sein. “Diese Schicksale gehen mir nahe”, erzählt sie. Die Arbeit mit den Perücken sei aber eine Chance, den Menschen Selbstbewusstsein zurückzugeben. “So ein Teil ist etwas zum Gesundwerden. Mit den Haaren kehrt auch wieder etwas Normalität ein.”

Die weinende Kundin nimmt Flierl in den Arm. Sie ist positiv gestimmt: “Ich bin froh, dass mit Anna alles so nahtlos und in meinem Sinne weitergeht. Und die junge Chefin bringt natürlich frischen Wind rein.”

Quelle: ONetz / https://goo.gl/nsR9cE